Schulleben & Didaktik

Als die Lehrer noch Orden bekamen

Als die Lehrer noch Orden bekamen
Die Lebenswelt Nordpfälzer Volksschullehrer von 1865 – 1936

„Zwergschulen“ hat man sie genannt seit den 1960er Jahren. Natürlich wurde damit die Größe der Dorfschulen bezeichnet. Doch unterschwellig schwang immer mit, dass ihre Leistungen nicht einer „richtigen“ Schule entsprachen. In dieser Zeit sah man das Heil in großen Schuleinheiten, in Mittelpunktschulen, zu denen man die Kinder aus umliegenden Dörfern hin karrte. Man erwartete allein von der Quantität das Heil. Die Qualität der früheren Dorfschulen, der Volksschulen, sah man nicht mehr, wollte sie einfach nicht sehen.
Ein Blick in ein außergewöhnliches Konvolut zeigt jedoch eindrucksvoll die Qualität und Modernität der Schulen und ihrer Lehrer um und nach 1900.

. . .

Kindsein in der Mediengesellschaf

Kinder hat es immer gegeben.
„Kindheit hat es nicht immer gegeben – nämlich jener von uns wahrgenommene und wahrgemachte prinzipielle Abstand zwischen Erwachsenen und Kindern.“
Mit diesem Apodiktum leitete Hartmut v. Hentig seine Einleitung zu Philippe Ariès‘ Buch „Geschichte der Kindheit“ ein (Hentig in Ariès 1994, S. 9f.). In der Tat konnte man zu dieser Erkenntnis kommen, wenn man sich auf Sätze wie diese stützte:
„Im Mittelalter und am Anfang der Neuzeit – in den unteren Schichten auch noch viel länger – waren die Kinder mit den Erwachsenen vermischt, sobald man ihnen zutraute, daß sie ohne die Hilfe der Mutter oder ihrer Amme auskommen konnten, d.h. wenige Jahre nach einer spät erfolgten Entwöhnung, also etwa mit siehen Jahren. Zu diesem Augenblick traten sie übergangslos in die große Gemein­schaft der Menschen ein, teilten ihre Freunde, die jungen wie die alten, die tägli­chen Arbeiten und Spiele mit ihnen … Diese mittelalterliche Zivilisation hatte die paideia der Alten vergessen und wußte noch nichts von der Erziehung der Moder­nen. Dies ist das wesenlliche Faktum: sie halle keine Vorstellung von Erziehung … Die Altersklassen des Neolithikum und die griechische paideia beruhten aiif einem Unterschied und einem Ohergang zwischen der Welt des Kindes und der des Er­wachsenen, einer Übergangszeit, die im Zeichen der Initiation oder irgendeiner Form von Erziehung stand. Die millelalterliche Kultur sah keinen solchen Unter­schied und hatte folglich auch keinen Begriff von einer solchen Übergangszeit.“ (Ariès 1994, S. 559f.).
Ein schrecklicher, ein wahrhaft defizienter Zustand im Mit­telalter, der erfreulicherweise durch die Aufklärung beendet wurde! J. Jaques Rous­seaus „Emile oder Über die Erziehung“ aus dem Jahre 1762 dient ja gemeinhin als das erste Werk, das eine selbständige Phase von Kindheit formuliert und gefordert habe.

. . .

Protokollbücher Lehrerverein

Langenbrenner – ROK: Das Züchtigungsrecht des Lehrers.

In dem mit Fleiß und Akribie ausgearbeiteten Referat zog derselbe eine Parallele zwischen den harten barbarischen Strafen von einst und den humanen von heute.
An den Gegenstand knüpfte sich eine lebhafte Debatte. Der Vorstand machte auf eine gesetzliche Bestimmung aufmerksam, welche besagt, daß blaue Striemen, und blutunterlaufene Flecken nicht als Überschreitung des Züchtigungsrechts anzusehen sind.

. . .