Literatur

’s Bawettche

1986, 99 Seiten

Eine Stadt mit großer Geschichte versucht sich zu erinnern-das soll­te das Ziel dieser heimatkundlichen Schriftenreihe sein; nun wird in diesem zweiten Band ein kleines Stück Geschichte vorgestellt, das wir nicht nur aus Büchern oder Urkunden und Akten rekonstruieren müssen, sondern das vielmehr noch von vielen Nordpfälzern miter­lebt worden ist.
Die Geschichte der Kleinbahn Alsenz-Obermoschel zu erzählen, die Erinnerung an das „Bawettche“ zu erhalten, stellt so­mit einen Grenz- und Glücksfall dar: zeitliche Distanz erlaubt eine objektive Annäherung, unterstützt von Urkunden und Akten; die zuweilen noch sehr lebendige Erinnerungen an diese Geschichte komplettieren durch Anekdoten, persönliche Erlebnisse und Bezüge unser historisches Bild von dieser Bahn.
Natürlich zwang der Umfang dieses Büchleins zur Auswahl; man­ches mußte unerwähnt bleiben, was der eine oder andere für wichtig wohl erachtet. Doch insgesamt möge das Buch als kleiner Baustein eine große, fast vergessene Geschichte der Stadt Obermoschel und der Nordpfalz zu bewahren helfen.

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Sagen aus Rheinland-Pfalz

1983, 272 Seiten

Ein junges Land präsentiert sich zum erstenmal in seinen Sagen, einem Geschichtenmosaik, das nicht nur den einzelnen Landschaf­ten gerecht zu werden sucht, sondern auch ihrem Eigenleben: in His­torien und denkwürdigen Ereignissen, in Mundart und Volksbrauch. Das Land am Rhein war schon immer eine „große Völkermühle, die Kelter Europas“ (Carl Zuckmayer). Und Wilhelm Heinrich von Riehl, einer der ersten Volkskundler, Kulturhistoriker und Paulskir­chen-Abgeordneter dazu, machte auf den besonderen Menschen­schlag aufmerksam: ,,Ziehen wir die Summe unserer pfälzischen Völkertafel, so ist der erste Eindruck ein verwirrendes Gemisch: Kelten, Vangionen, Nemeter, Burgunder, Römer, Juden – der ver­wüstend durchstreifenden Alanen, Hunnen usw. gar nicht zu geden­ken -, Alemannen, zweierlei Franken, Slawen, Friesen, moderne Franzosen, Holländer, Zigeuner und so fort“ (Die Pfälzer, 1857).
Für manche Völker war dieses Land Durchgangsstation, viele auch blieben hier. Karl der Große hielt sich am liebsten in seiner Pfalz in Ingelheim auf, die Salier betrachteten es als Kernland des „Heiligen Römischen Reiches“ und wollten dies aller Welt durch das Monument des Speyerer Doms vor Augen führen; Liselotte von der Pfalz zog ihre geliebte Heimat dem von aller Welt bewunderten Frankreich des Sonnenkönigs vor, für sie wie für viele Pfälzer dreht sich hier, wie Paul Münch in seiner „Pälzisch Weltgeschicht“ glaub­haft versichert, die Weltachse: ,,Was nit in der Palz basseert, is Newe­sach un hat kee Wert!“

Dieses Gefühl für das allen Pfälzern Gemeinsame ist neueren Da­tums. Ursprünglich meint die Pfalz gar keinen Landstrich, sondern ein Amt, eine Würde: Kaiser und Könige bauten im Mittelalter „Pfalzen“, in denen Pfalzgrafen wichtige Aufgaben in Verwaltung und Rechtsprechung zu erfüllen hatten. 1156 wurde dann einer die­ser Pfalzgrafen, Konrad von Staufen, wegen seines Besitzes in die­sem Gebiet „Pfalzgraf bei Rhein“ genannt. Im Vertrag von Pavia 1329 wird der Name des Amtes zum ersten Male auf das Land, die ,,Pfalentz“ übertragen. Die folgenden Jahrhunderte sind eine un­übersehbare Folge von Teilungen, Erbstreitigkeiten, Landgewinnen und Versöhnungen zwischen den Territorien. Von der „Kurpfalz“ spalteten sich die verschiedenen Linien der Oberpfalz, Zweibrü­cken-Veldenz, Zweibrücken-Simmern oder Mosbach ab, daneben existierten noch 44 kleine und kleinste Graf- und Ritterschaften al­lein im Gebiet der heutigen Pfalz. Das Land geriet bald in den Ein­fußbereich verschiedener Machtblöcke: Kurpfalz und Grafschaft Württemberg, das Herzogtum Lothringen, die Grafschaften Luxem­burg und Nassau, zudem die Kurfürstentümer Mainz, Trier und Köln; dann von außen die Ansprüche der Wittelsbacher, des franzö­sischen Königs und vor allem die des Kaisers, der seine schwindende Macht zu erhalten suchte. Mit dem territorialen Flickerlteppich ist es nicht genug; Luthers Reformation teilt das Land nochmals, hundert Jahre später streiten die protestantische „Union“ unter kurpfäl­zischer Führung mit der katholischen „Liga“ unter der Führung Bay­erns um die Vorherrschaft. Der Kurpfälzer Friedrich V. residierte einen Winter lang als König in Prag und machte damit, unfreiwillig, die Pfalz zum Aufmarschfeld des Dreißigjährigen Krieges. Er hinter­ließ ein von Kaiserlichen und Protestanten, von Schweden, Kroaten, Franzosen, Spaniern und Deutschen gleichermaßen verheertes und ausgelaugtes Land. Der Westfälische Friede erzwang die Anlehnung an Frankreich, die Kriege des Sonnenkönigs Ludwig XIV. führten zu einer ungeheuren Verwüstung.

Schienen bisher politische Gegensätze und territoriale Stückelung das heutige Rheinland-Pfalz zu kennzeichnen, so dürfen doch ge­schichtliche Verbindungen und Gemeinsamkeiten nicht übersehen werden: Die Rheinische Pfalzgrafschaft bestand als raumordnende Kraft im Südwesten Deutschlands, sie verstand sich als die Fortfüh­rung salischen Erbes. Die genealogischen Bindungen der Domkapi­tel von Speyer, Worms, Trier und Mainz schufen über Jahrhunderte eine starke Verflechtung. Ebenso vermochte die selbstbewußte Reichsritterschaft lange Zeit die verschiedenen Herrschaften in Bündnissen zu integrieren.

Die Französische Resolution wollte auch die Lande am Rhein ver­ändern. Nachdem Revolutionstruppen unter General Custine im Oktober 1792 Speyer, Worms und 11ainz eingenommen, sogar eine „Mainzer Republik“ ausgerufen hatten, die allerdings nur knapp ein Jahr bestand, brachten sie der Bevölkerung eine vereinfachte Ver­waltung, die Säkularisation, den „Code civil“ – aber auch Soldaten­dienst und Kontributionen. Nachdem im Frieden von Luneville 1801 Napoleon das linke Rheinufer zuerkannt wurde und die Neuordnung der rechtsrheinischen Territorien 1806 im „Rheinbund“ seinen Niederschlag fand, war die alte und veraltete territoriale Zerrissen­heit behoben. Nach dem Sturz des Korsen suchte der „Wiener Kon­gress“ die alten Zustände wiederherzustellen, freilich mußten die Machtansprüche Bayerns und Preußen berücksichtigt werden: Hat­te Preußen 1815 zunächst die Rheinlande von Kleve bis Bad Kreuz­nach und Saarbrücken erhalten, konnte es nach dem preußisch-ös­terreichischen Krieg 1866 das Herzogtum Nassau auf dem rechten Rheinufer annektieren und der Provinz Hessen-Nassau zuteilen. Ne­ben weiterem kleinem Zugewinn besaß Preußen 1866 somit den ge­samten Westen des heutigen Lande Rheinland-Pfalz bis zur Nahe. Südlich der Nahe hatte Bayern den „Rheinkreis“ erhalten, der erst 1838 offiziell „Pfalz“ genannt wurde. Zwischen diesen Gebieten hat­te sich das Großherzogtum Hessen-Darmstadt einen linksrhei­nischen Landstrich sichern können, das heutige „Rheinhessen“. Dem Willen des Volkes haben diese Grenzziehungen kaum entspro­chen, hatten doch die Besucher
der ersten politischen Volksver­sammlung neuerer Geschichte, des Hambacher Festes im Mai 1832, nationale Einheit und ein konföderiertes Europa freier Bürger ge­fordert: eine demokratische Tradition, dem sich Rheinland-Pfalz verpflichtet fühlt.

All diese Teile gingen 1871 im „Deutschen Reich“ auf, doch der Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 gefährdete die mühsam errich­tete Einheit wieder. Die Alliierten hatten die Rhein lande als „entmi­litarisierte Zone“ gefordert und selbst diese Gebiet besetzt, eine französische Militärverwaltung griff hart in das Zivilleben ein. Die Anwesenheit fremden Militärs, der Druck dieser Verwaltung, die tief sitzende Demütigung der Kriegsschuld und endlich der enorme Beitrag zu den hohen Reparationsforderungen ließen den politi­schen Zielen der „Separatisten“, die eine „Rheinische Republik“ un­ter französischer Anlehnung erstrebten und diese 1923 in Koblenz sogar ausriefen, keine Chancen. Die allen Verträgen zuwiderlaufen­de Besetzung der Rhein lande durch Hitler im März 1936 konnte da­gegen der Zustimmung breiter Bevölkerungsschichten gewiß sein. Nach dem Ende des leidvollen 2. Weltkrieges empfing dieses Land seine politische Ordnung – wieder wie so oft in seiner Geschichte – aus fremder Hand: Am 30. August 1946 hat die französische Besat­zungsmacht die Schaffung eines „rhein-pfälzischen“ Landes mit der Hauptstadt Mainz verfügt. Die Bevölkerung stimmte am 18. Mai 1947 der neu ausgearbeiteten Verfassung zu, und das neue Land Rheinland-Pfalz war geboren.

Das Leben eines Volkes im Verlauf seiner bewegten Geschichte spiegelt sich nicht nur in den Erzählungen von berühmten Gestalten wieder, von Heiligen und Kaisern, Fürsten, Rittern oder Bischöfen. Sagen erzählen auch von den einfachen Leuten, ihren Ängsten und Freuden, ihren Hungerzeiten und Festen. An ihnen ist abzulesen, dass das lebenslustige Winzervolk an der Weinstraße ganz andere Geschichten erzählt als die Bewohner der früher schwer zugäng­lichen, eher kargen Gegenden wie Hunsrück, Westerwald und Eifel. Die Auswahl der fast dreihundert Texte entspricht dieser inhalt­lichen Absicht. Die denkwürdigen Ereignisse aus den mittelalterli­chen Chroniken von Kolmar, Limburg, Flörsheim, des Klosters Sponheim und des Cäsarius von Heisterbach sind in diesem Band aufgeführt. Die Sagen selbst wurden möglichst in ihrer ältesten Ge­staltung wiedergegeben. Die Sammlungen von Panzer von 1848, Rousseau 1845, Reumont 1837, Storck 1818, Vogt 1817-36, Schreiber 1839 bildeten dabei den Grundstock; die Sammlungen der „zweiten Generation“, wie Grässe 1871, ergänzen diesen Band ebenso wie die wenigen Sammlungen des 20. Jahrhunderts, die sich kleinerer Gebie­te annehmen, wie etwa dem Birkenfelder Land (Lohmeyer 1920) oder dem Ahrtal (Stötzel 1938).

Freilich konnte nicht jeder Ort, nicht jede historische Persönlich­keit berücksichtigt werden, doch im weiteren Umkreis kann hier jeder „seine“ Pfalz entdecken. Im Falle der Echternacher Springpro­zession wurde auch einmal die Grenze überschritten – nicht die land­schaftliche-, weil diese Springprozession wie keine zweite Sage den Ursprung heidnischen Fruchtbarkeitskultes und ein Beispiel Eifeler Schläue und Lebensart miteinander verbindet.

Dieses Sagenbuch will auch ein Reisebuch sein: Von der Ebene der Weinstraße über den Pfälzerwald, an den sich Westrich und Nordpfalz anschließen, geht es durch das Nahetal über den Huns­rück zur Mosel. Weiter nördlich schließen sich Eifel und Ahrtal an, sie alle im Osten begrenzt der Rhein, an dessen rechtem Ufer Wes­terwald und das Lahntal liegen. Die Sagen der einzelnen Landesteile bewahren das historisch Eigenständige; indem sie hier zu einem neu­en Ganzen gefügt wurden, versuchen sie, etwas von der Identität die­ses Landes zu vermitteln.

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650 Jahre Stadt Obermoschel

Mitarbeit an der Chronik zum Stadt-Jubiläum
1999, 584 Seiten

Zur Geschichte des Bergbaues um Obermoschel

  1. „Ein gewagtes Beginnen mit ungewissem Ausgang“

Der Bergbau bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts.

„Wann diese Bergwerke zum ersten ahngegangen worden, kann man auß Mangel der acten … nicht wohl ersehen.“ Johann Jacob Ferber, ein profunder Kenner der Nordpfälzer Bergwerke, bestätigt dieses Urteil 1766 nochmals und weist darauf hin, ,,daß diese Moscheler Quecksilberbergwerke schon lange vorher … im Gange gewesen und also sehr alt seyn müssen.“11 Auch heute können wir kaum Genaueres sagen, obwohl wir ein früheres Datum kennen: Am 6. Juni 1429 verleihen die Ritter von Löwenstein an Graf Friedrich von Veldenz und den Juden Salman ein Bergbaufeld auf dem Selberg. Damit kennen wir zwar die früheste Erwähnung des Bergbaues um Obermoschel, aber mit größter Wahrscheinlichkeit nicht seinen tatsächlichen Beginn. Unser gesichertes Wissen reicht nur etwa 600 Jahre zurück; und in dieser Zeitspanne spiegelt sich ein Wirtschaftszweig, der wie kein anderer die gesamte Ge­schichte der Stadt und der Region geprägt hat.

Die Bergwerke im Selberg oder Landsberg müssen stets im Zusammenhang mit anderen gesehen werden. Wenn wir somit 1419 von einem Bergwerk im Stahlberg hören, wenn archäologische Funde einen Bergbau bereits im 13. Jahrhundert vermuten lassen, wenn sich allerorten in der Nordpfalz Bergwerke auftun, dann könnten auch die Werke um Obermoschel erheblich früher befahren worden sein. Wenn wir noch weiter „in die Dunkelheit des Alter­tums“ zurückgehen wollen, so wäre auf römischen Bergbau-Indizien auf dem Lemberg oder bei Finkenbach sprechen dafür – und keltischen Bergbau zu verweisen. Es spricht wenig dafür, innerhalb solch eines regen Bergbaureviers gerade den auffallenden Landsberg auszusparen. Vielleicht verweist auch der Name des früheren Dorfes „Winden“ auf die Besiedlung durch das slawische Volk der Wenden, das sich ebenso wie die Kelten und Römer durch seine Fähigkeit des Erzfindens und – verarbeitens auszeichnete. 21

Auf früheren Bergbau soll auch ein anderer Zusammenhang verweisen, nämlich die Beziehung zwischen Bergwerken und Klöstern. Beide Institutionen sind sich ähnlicher, als es auf den ersten Blick scheint: Beide garantieren durch ihre Existenz eine längere Dauer, beide sind auf Fachwissen ausgesuchter Spezialisten angewiesen, das besonders in Klöstern aufbewahrt werden konnte. Beide wählen sich in der Regel ihren „Vorstand“ selbst, zeigen also demokratische Strukturen, beide sind stets auf der Suche nach dem „Einzigen“, hier die Suche nach Gott, dort die Suche nach Edelsteinen oder -metallen.

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1200 Jahre Alsenz

Beitrag zur Dorfchronik
1975 (in Zusammenarbeit mit Franz Staab)

Überregionale Einflüsse auf die Herrschaftsverhältnisse in Alsenz vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

Zurücktreten der ursprünglichen Grundherren

Die frühesten Grundherren, die sich im mittelalterlichen Alsenz nachweisen lassen, sind geistliche Institutionen gewesen. Für die Kultivierung des Landes und den Aufbau der Kirchenorganisation leisteten sie die Pionierarbeit. Von diesen haben bis zum Ende der Epoche bereits drei ihre Besitzungen in Alsenz verloren: die Bischofskirchen von Metz und Verdun und die Abtei Lorsch. Dem im Jahre 1100 zu Alsenzer Besitz gekommenen Kloster Sinsheim ging es nicht anders. Aber auch die übrigen geistlichen Grundherren, die Bischofskirche von Worms und die Abtei St. Maximin bei Trier, mußten eine Minderung ihrer Rechte hinnehmen.

Weil der geistliche Grundherr die weltliche Gewaltausübung in seinen Besitzungen, besonders die unter Umständen mit Leib- und Lebensstrafen verbundene Gerichtsbarkeit, nach kirchlichem Recht nicht selbst wahrnehmen durfte, mußte er für diese Aufgaben seit Karl dem Großen einen Vogt bestellen. Der Vogt wurde dafür Lehnsmann des Grundherrn, d. h. er war außer zum Vogteidienst auch zur Beratung des Herrn und zu militärischer Hilfe verpflichtet, die der Grundherr vor allem zur Unterstützung des Königs benötigte. Dafür erhielt der Vogt vom Grundherrn Grundbesitz zu „Lehen“ (lebenslange Leihgabe). Für die Ausübung des Vogteidienstes kassierte der Vogt außerdem Gebühren von den ihm anvertrauten Hörigen des Grundherrn. Vielfach setzte der Vogt auch Untervögte ein, da er nicht überall gleichzeitig Gerichtstag halten konnte und da er selbst auch Lehnsmannen brauchte. Gefährlich wurde dieses System für den Grundherrn, als es sich einbürgerte, die Vogteien vom Vater auf den Sohn zu vererben. Der Grundherr verlor damit seinen Einfluß auf die Ernennung des Vogtes, außer beim Aussterben der Vogtfamilie.

Viele Klöster suchten sich im Zeitalter der Kirchenreform (etwa Mitte des 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts) dadurch abzusichern, daß sie sich von Papst und Kaiser Privilegien ausstellen ließen, aufgrund deren sie ihren Vogt wegen mangelhafter Amtsfüh­rung entlassen konnten. Eine andere Einschränkung des Vogtes war dadurch gegeben, daß ihm das Recht der Gewaltausübung (der sog. Bann) vom König verliehen sein mußte (Bannleihe). So übte die oberste Reichsgewalt eine gewisse Kontrolle aus, die durch Privilegien noch verstärkt werden konnte. Diesen Weg schlug man im 11. Jahrhundert für St. Maximin ein. Es gelang so, den Einfluß der Obervögte, der Grafen von Luxemburg, auf ein Mindestmaß zurückzudämmen, die Zahl der Untervögte zu beschränken und die Zahl der Gerichtstage wieder wie zu Karls des Großen Zeiten auf drei zu reduzieren, damit die Bevölkerung durch die Gerichtsgebühren nicht zu sehr belastet würde. Die Dreizahl der Gerichtstage läßt sich in Alsenz noch im 16. Jahrhundert feststellen.

Diese Art der Kontrolle durch den König hörte auf, als Konrad III. im Jahre 1140 die Abtei St. Maximin dem Trierer Erzbischof übertrug. Eine königliche Bannleihe für die Vögte erfolgte nicht mehr, sondern war durch die Belehnung des Erzbischofs mittelbar gegeben. Die Bischöfe waren in ihrem Kampf gegen die Vögte im allgemeinen erfolgreicher als die Klöster. Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts gelang es ihnen, die Obervögte los zu werden und die Untervögte, auch im Bereich der bischöflichen Klöster, durch die Formen des Lehnswesens an sich zu binden.

Die Erblichkeit der Vogteien blieb aber, und aus ihrer Gerichtshoheit konnte sich leicht eine Landeshoheit bilden. Zuweilen versuchten daher die Bischöfe, Vogteien durch Kauf oder Pfandschaften an sich zu bringen. Nicht jedoch in Alsenz.

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Dorfchronik Waldgrehweiler

1987, 164 Seiten

Eine Chronik soll die Zeit erzählen, sie soll die erlebte Zeit einer Gemeinde wieder lebendig werden lassen.

In diesem Sinne faßt die vorliegende Ortsgeschichte zum ersten Mal alles er­reichbare Wissen über die Geschichte Waldgrehweilers zusammen. Die weit zerstreuten und zuweilen schwer erreichbaren Quellen wurden zusammen mit vorhandener Literatur und anhand mündlicher Überlieferung der Bevöl­kerung zur erzählten Geschichte verdichtet. Dabei zwang die Fülle der Aspek­te dazu, nicht „einfach“ chronologisch die Geschichte des Dorfes von den An­fängen bis in die Gegenwart zu erzählen, sondern die Themen nach Sachge­bieten zu ordnen, die dann allerdings chronologisch dargestellt wurden. So­mit werden zwar die einzelnen Themen besser faßbar, Überschneidungen und Berührungen lassen sich aber nicht immer vermeiden.

Welchen Wert die ortsbedingten Ereignisse, Daten oder Zahlen nun wirklich haben, erfährt man allerdings nicht durch eine rein sachliche Übermittlung dieser Geschichten, sondern erst durch die Einbindung der örtlichen in die „große“ Geschichte. Erst durch den Bezug und damit die Relativierung wird es möglich, die Bedeutung einer Ortsgeschichte richtig einzuordnen, sie we­der geringzuachten noch sie in ihrer Bedeutung zu überschätzen. Verweise, Berichte und Darstellung der übrigen Geschichte sind deshalb als Raster not­wendig, um eine Ortsgeschichte richtig verstehen zu können.

Die nun vorliegende Geschichte der Gemeinde konnte ich nicht nur schriftli­chen Quellen verschiedenster Art und Herkunft entnehmen, auch zahlreichen Mitbürgern verdankt dieses Buch wertvolle Hinweise. So ist an erster Stelle dem Gemeinderat mit Herrn Bürgermeister Otto Grogro zu danken, die dieses Buch veranlaßten, um in einer schwierig gewordenen Gegenwart die Bürger mit einem Blick auf Tradition und Geschichte auf eine verhalten optimistische Zukunft hinzuweisen. Vielfältige Hilfe bei mancher Arbeit konnte ich von Herrn Otto Grogro erfahren; das Bildmaterial stammt weitgehend von Herrn Herbert Schröder, die Zeichnungen von Herrn Hermann Kuntz, Mannweiler, denen ich an dieser Stelle herzlich danken darf. Für die Bereitstellung ihrer Manuskripte darf ich Frau Hannelore Brand und den Herren Böhmer, Dhom, Grogro, Rust und Voll herzlichst danken.

Mir bleibt der Wunsch, daß diese Chronik einmal den Bürgern von Waldgreh­weiler den Stolz auf ihre zuweilen schwere, aber wechselvolle Geschichte na­hebringen und erhalten und zum anderen allen Nordpfälzern ein Stück ihrer schönen Heimat und damit ihrer Identität vermitteln möge. Denn nur das Wissen um unsere eigene Geschichte läßt uns mit berechtigtem Stolz auf un­sere Vergangenheit eine hoffnungsvolle Zukunft gestalten.

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